Kunst ist frei?

Die sogenannte freie Kunstszene wird nicht deshalb als frei bezeichnet, weil sie im Sinne des Art 5 Abs. 3 Satz 1 GG tatsächlich frei ist, sondern sollte der rauen Wirklichkeit entsprechend besser, oder schlechter, als Freiwild bezeichnet werden. Die sogenannte freie Kunstszene gibt es nicht. Die Politik hat nicht begriffen und will es auch nicht, dass Kunst der staatlichen Förderung nicht nur bedarf, sondern im Sinne des Grundgesetzes einen verfassungsrechtlichen Anspruch auf diese Förderung hat, soll sie tatsächlich frei sein. Ein Deutschland, welches seine Kunst und Kunstschaffenden nicht unter diesen existenziellen Schutz stellt, kann nicht erwarten, dass Kunst gedeiht. So einfach ist das. Deutschland funktioniert immer noch nach dem Motto des SPD-Urgesteins Franz Müntefering: »Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen.«, bejubelt von ausgerechnet den Politikern, die über das Ach und Weh der Dichter und Denker entscheiden, ohne jedoch in ihrem Leben je wirklich gearbeitet zu haben.

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Ich weiß ja nicht, was in Deutschland – trotz Art. 5 Abs. 3 Satz 1 GG – an Kunst in Werk- & Wirkbereich frei sein soll, wenn jedes Werken und Wirken entweder ohne Öffentlichkeit bleibt, und damit keine Kunst ist, oder der Anerkennung des Künstlers bedürfen soll durch Berufsverbände und andere angebliche Kunst-Institutionen, ohne deren Anerkennung der falsche Eindruck erweckt wird, es handele sich bei den Werken vielleicht um – aber doch eher niederträchtige – Kunst, beim Künstler jedoch mitnichten um einen solchen, weil ihm schlicht die institutionelle Anerkennung als solcher fehlt, die selbstverständlich immer von Leuten kommen muss, die eigentlich mit dem Künstler und seinem Werk nichts, aber auch gar nichts zu haben (wollen). Das funktioniert ähnlich wie die Freiheit von Zwangsarbeit gemäß Art. 12 Abs. 3 GG, es sei denn, Du bist Empfänger von Sozialleistungen.

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Kunst ist frei? Kunst in Deutschland ist am sprichwörtlichen Arsch der Welt! Du kannst nicht einmal malen, singen oder herumkünstlern, was Du willst. Richtig schlecht wird es, wenn Du versuchst, damit Deinen Lebensunterhalt zu verdienen. Jeder hat Dir plötzlich etwas zu befehlen.

Fällt es nicht nur in diesem Zusammenhang eigentlich dem einen oder anderen auf, dass die Verwaltung der Bundesrepublik Deutschland ca. 80% ihrer Aufgaben an den einzelnen Bürger delegiert hat, wobei sie sich die Entscheidung und deren Vollzug vorbehält? Der Souverän macht die Arbeit und die Politik kassiert …

Auf diese Weise werden alle Innovationen von Einzelnen zugunsten der Monopole verhindert mit der Folge, dass der Staat vom Einzelnen Vorkasse verlangt, bevor dieser auch nur einen Cent verdient hat, und dieses Geld an die Monopolisten als Subvention übergibt. Sauber! Der Rest des Lebens ist verwaltete Freizeit, welche denselben administrativen Zwängen unterliegt. Wir verwalten uns zu Tode, ohne dass diejenigen, die diese Arbeit leisten und bezahlen – außer den berühmten Ausnahmen – etwas davon haben, was sie unabhängig macht.

Auf diese Weise kommen wir gar nicht auf die Idee, wir hätten auch nur annähernd Zeit, um all diesen Unsinn zu erkennen, zu verstehen und zu ändern. In diesem Land ist gefährlich, wer – trotz relativer Armut – sein Leben lebt und genießt. Aussteigerversuche werden geahndet.

Na klar könnten wir das ändern. Ziemlich einfach und schnell sogar! Aber es geht dem Deutschen doch nichts über eine gepflegte Beziehung zur Obrigkeit in der – wie immer trügerischen – Hoffnung, wenn man nur untertänigst genug ist, würde einen die Obrigkeit schon übersehen.