Der Kunstmarkt

Das Heilsversprechen unserer Zeit von einem »es«, was jeder schaffen könne, wenn er nur wolle und sich richtig und auch tüchtig anstrenge, offenbart sich gerade in der Kunst als das, was es ist: richtig schlechtes Schmierentheater.

Gerade der Künstler verkörpert allen sonst für seine Kunst benötigten Eigenschaften voraus die von diesem Heilsversprechen geforderten: Bereitschaft zum Risiko und zur Selbstausbeutung bis hin zur Aufgabe aller Prinzipien zur Schaffung neuer Darstellungs- und Betrachtungsweisen in allen Bereichen des Lebens. Wäre dieses Heilsversprechen eines auf tatsächlich generelle Erreichbarkeit eines Paradieses auf Erden, wie es so gern und oft behauptet wird, wären gerade Künstler die größten Apologeten des Kapitalismus.
Einerseits gibt es da den zur eigenen Kunstform erlogenen Kunstmarkt, schon dessen Begriffswahl entwaffnend offen die Spekulation mit Kunst über ihren Inhalt stellt, der sich die Kunst unterzuordnen habe: Zweck der Kunst ist hier allein ihre Transmutation zum bloßen Objekt der Begierde einzelner Spekulanten dieses Marktes … auch ohne jeden Bezug des Rezipienten zum Inhalt.

Andererseits existiert ein absurdes Bild vom sogenannten Künstler, der irgendwie immer recht eigenartig, am Besten gezeichnet durch Spuren des harten Lebens, sowie grundsätzlich brotlos zu sein und sein Werk ganz selbstverständlich jeder Öffentlichkeit ohne Empfang eines Gegenwertes zur Verfügung zu stellen habe … schließlich erschafft er es freiwillig und in der Regel ohne Auftrag für das Publikum. Möge er doch Farbe fressen.

Ein Erfolg wird ihm nur dann in Aussicht gestellt, wenn er sich und das Werk dem Kunstmarkt frei verfügbar macht, also herschenkt mit der Aussicht auf das Ansehen derer, die damit Gewinne erzielen wollen, und einen kleinen Prozentsatz der Spekulationsgewinne als Apanage.

Dem entgegen stehen, sonst wäre es keine wirkliche Aussicht auf ein Paradies, einige mehr oder meist wenige Hie- und Da-Gewinner als Beweis für die Richtigkeit der Lüge: die Säulenheiligen in den heiligen Galerien scheinbar ewigen Scheins. Da tummeln sich an Apollons Tafel fette Spekulanten, bedient von einigen wenigen an Brosamen und Glitter reichen Künstlern als Asservate, … in ihrem Handgepäck all die wehrlosen, weil ohnehin verschiedenen Schöpfer zeitloser Kunst.

Alles in Allem werden auf dem Kunstmarkt Menschen verkauft, statt Kunst; ganz so wie auf dem guten alten Sklavenmarkt in den guten alten Zeiten.